Immer mehr Menschen drängt es nach draußen in die Natur und an die frische Luft. Einmal abschalten und die Schönheit der Wiesen und Wälder genießen. Der Anblick wird jedoch schnell getrübt, wenn man immer wieder Zigarettenstummel oder Plastikmüll auf dem Boden sieht. Es gibt kaum noch Orte, die wirklich unberührt sind und wo man keine Auswirkungen des Menschen sehen kann. Wir machen uns die Natur zu eigen und das hat natürlich Folgen für die Natur. Damit wir bei unseren Trekking-Abenteuern möglichst wenig Spuren in der Natur hinterlassen und sie hoffentlich noch viele Jahre weiterhin so schön bleibt wie sie ist, wurde das Prinzip des Leave no Trace ins Leben gerufen. Wir erklären dir in diesem Beitrag, worum es dabei geht!
Inhalt
Die Grundidee des Leave no Trace
Das Prinzip des Leave no Trace oder auf Deutsch „Hinterlasse keine Spuren“ wurde schon in den 1970ern vom Center for Outdoor Ethics eingeführt, um das Bewusstsein der (Weit)-Wanderer für die Natur zu stärken. Dabei ist die Idee eigentlich ganz logisch: Wenn du dich auf ein Outdoor-Abenteuer begibst, dann bewege dich und handle dort so, damit keinerlei Spuren auf deine Anwesenheit zurückzuführen sind.
Das gilt natürlich für sichtbare Spuren wie Müll oder Feuerstellen, aber auch Rückstände von Seifenwasser oder abgerissene Äste oder Blumen sind Spuren mit langwierigen Folgen für die Natur. Ihr Schutz steht bei diesem Prinzip immer im Vordergrund. Für eine gelungene, nachhaltige und naturschonende Trekking-Tour gibt es die sogenannten 7 goldenen Regeln.
Die 7 goldenen Regeln
Planen und Vorbereiten
Du fragst dich vielleicht, was genau eine gute Planung und Vorbereitung mit Leave no Trace zu tun hat. Wir erklären es dir! Mal angenommen du bist eher der spontane Typ und entdeckst lieber alles vor Ort als dich vorab zu informieren. Das kann natürlich ein Gefühl von Abenteuer erwecken, aber andererseits kommst du dann beim Weitwandern in viele unerwartete Situationen, in welchen die Natur wohl oder übel durch dein Handeln beeinflusst und verändert wird.
Das kann schon allein dadurch passieren, dass ein Teil des Weitwanderwegs gesperrt ist und du einen anderen Pfad gehen musst, wodurch du die dort wachsenden Pflanzen und den Boden nieder trampelst. Oder auch eine unerwartete Flussüberquerung, bei der du dir mit Felsbrocken einen Weg durch das Wasser bahnen musst, kann dann im Nachhinein die Strömung des Flusses langwierig bremsen.
Durch eine gute Planung kann das verhindert werden. Informiere dich vorab über die Beschaffenheit des Weges, die genaue Route und das Wetter in diesem Gebiet. In unserer Trail-Suche findest du alle wichtigen Informationen.
Zusätzlich kannst du deine Mahlzeiten selbst vorbereiten und in wiederverwendbaren Boxen mitnehmen, wodurch du Verpackungsmüll vermeidest. Eine gute Planung ist daher wie in so vielen Fällen das A und O, um schon vor der Weitwanderung sicherzustellen, so wenig wie möglich Spuren zu hinterlassen.
Weitwandern und Schlafen auf festem Untergrund
Wie schon bei der ersten Regel des Leave no Trace genannt, solltest du lieber auf den Weitwanderwegen bleiben, die schon markiert und ausgetreten sind. Damit zertrittst du keine Pflanzen und störst auch keine wilden Tiere. Aber nicht nur beim Weitwandern selbst sollte darauf geachtet werden, wo du deine Fußabdrücke und Spuren hinterlässt, auch die Auswahl des Schlafplatzes ist sehr wichtig.
Dieser sollte mindestens 100 – 200 m vom See- oder Flussufer entfernt sein, um das empfindliche Ökosystem nicht zu stören. Außerdem bieten sich etablierte Schlafplätze, Felsen, trockene Wiesen oder Schnee am besten als Übernachtungsmöglichkeit mit dem Zelt an. Hier kann am wenigsten Schaden angerichtet werden. Du solltest immer darauf achten dich möglichst gering auszubreiten, damit die wenigsten Pflanzen geschädigt werden und außerdem Orte, die schon menschliche Spuren zeigen, meiden, da sich sonst die Natur noch weniger erholen kann.
Die richtige Müllentsorgung
Die wahrscheinlich offensichtlichste Spur des Menschen in der Natur ist natürlich der Müll. Niemand sieht es gerne, aber es ist mittlerweile leider an so vielen Orten der Welt verteilt, dass es kaum noch Orte ohne Müll gibt. Egal ob Zigarettenstummel, ein benutztes Taschentuch, Bierdeckel oder auch nur ein Kaugummi, schon geringe Mengen an Müll haben Auswirkungen auf die Natur. Daher ist die dritte Regel des Leave no Trace umso wichtiger. Das bedeutet zum einen, keinen Müll zu hinterlassen, aber auch zum anderen den Müll anderer mitzunehmen. Am besten bringst du immer eine extra Mülltüte mit und verlässt den Weitwanderweg, deinen Schlaf- oder Rastplatz immer sauberer als du ihn vorgefunden hast.
Damit du selbst so wenig wie möglich Müll produzierst, gibt es viele Methoden. Die einfachste ist logischerweise einfach alle Verpackungen und Lebensmittelreste wieder mitzunehmen und dann zu Hause oder an speziellen Sammelstellen richtig zu entsorgen.
Aber auch Fäkalien und Seifenreste sind Müll für die Natur und haben verheerende Folgen für die Umwelt. Natürlich kommst du bei einer mehrtägigen Trekkingtour nicht drum herum, mal auf die Toilette zu gehen und dich zu waschen, also was nun?
Das Thema Waschen ist relativ schnell gelöst. Wenn es sich für dich anbietet, wasche dich einfach nur mit Wasser. Falls du doch Seife verwenden möchtest, dann wähle eine biologisch abbaubare Seife und verwende sie so wenig wie möglich, um die Spuren sehr gering zu halten.
Das Thema Toilettengang ist schon etwas aufwendiger, aber nicht weniger wichtig. Zum Vorbild solltest du dir hierbei eine Katze nehmen. Klingt zwar seltsam, doch ihre Methode ist tatsächlich die umweltfreundlichste. Grabe hierfür ein ca. 20 cm tiefes Loch in dunklem Boden für deine Hinterlassenschaften und decke es anschließend wieder zu. Sie können so am schnellsten verwesen, ohne dabei andere Lebewesen zu beeinflussen. Toilettenpapier solltest du dabei natürlich nicht mit vergraben, sondern wieder mitnehmen.
Generell gilt, wie bei der Wahl des Schlafplatzes ausreichend Abstand zu Gewässern zu halten.
Hinterlasse was du findest
Das vierte Prinzip des Leave no Trace, sollte zwar eigentlich auch klar sein, aber wir erklären es trotzdem nochmal. Einfach gesagt, bedeutet es, dass du nicht mit mehr von deiner Trekkingtour nach Hause kommst, als du gegangen bist und auch vor Ort nichts angefasst und umgeräumt hast. Das gilt von Blumen pflücken über Muscheln sammeln bis hin zu Holzhütten oder Brücken bauen. Denn wenn jeder so denken würde, wären bald keine Blumen mehr auf der Wiese und keine Muscheln mehr am Strand. Das wäre nicht nur schade für dich, sondern hätte auch erhebliche Auswirkungen für das Ökosystem. Bewundere die Natur daher mit den Augen und lasse jedem die Chance die Natur genauso zu erleben!
Vermeide Lagerfeuer
Dass ein Feuer bleibende Schäden in der Natur hinterlassen kann, ist uns wahrscheinlich allen klar. Dennoch braucht man auf einer Weitwanderung immer wieder Feuer zum Kochen, Wärmen oder als Lichtquelle. Um keine Spuren zu hinterlassen (Leave no Trace) wäre es am besten stattdessen spezielle Campingkocher, warme Kleidung und Taschenlampen mitzunehmen. Damit könnte ein Feuer komplett vermieden werden.
Falls du doch mal ein Feuer entzünden musst, dann halte es möglichst klein oder nutze eine bereits etablierte Feuerstelle, wo du nicht noch mehr Schaden anrichten kannst. Als Feuerholz solltest du keine neuen Äste abbrechen, sondern nur trockene Äste nehmen, die schon abgebrochen auf dem Boden liegen.
Am wichtigsten ist jedoch, dass du sicher stellst, dass dein Feuer auch aus ist, wenn du den Ort verlässt, denn ein brennendes Feuer ohne Kontrolle könnte schlimme Folgen haben und ganze Wälder sind durch solche Unachtsamkeiten bereits abgebrannt. Das zerstört nicht nur unzählige Bäume und Pflanzen, auch die Lebensräume von Tieren werden vernichtet und viele sterben im Feuer. Das sollte und kann durch Achtsamkeit unbedingt vermieden werden.
Respektiere die Wildtiere
Wenn wir weitwandern gehen, dann dringen wir jedes Mal in den Lebensraum wilder Tiere ein. Damit diese möglichst gar nicht mitbekommen, dass wir da sind, solltest du sie immer nur aus der Ferne still beobachten. Ein Versuch, sie zu füttern oder zu streicheln, ist ein absolutes No-Go in den Augen des Leave no Trace.
Sie sollten sich nicht an Menschen gewöhnen, da sich dadurch ihr ganzes Verhalten ändern kann. Vor allem menschliches Essen kann ihnen durchaus Schaden zufügen und das sollte natürlich vermieden werden. Verpacke deine Lebensmittel daher dicht und lasse keine Essensreste zurück.
Zusätzlich könnte eine Begegnung mit einem wilden Tier auch gefährlich für uns Trekker*innen werden, da sie natürlich nicht an Menschen gewöhnt sind und dich möglicherweise als Gefahr wahrnehmen. Gerade in der Brutzeit ist das besonders gefährlich. Eine Kontaktaufnahme schadet also nicht nur dem Tier, sondern möglicherweise auch dir.
Sei rücksichtsvoll gegenüber anderen Weitwanderern
Bei Leave no Trace geht es nicht nur darum, Rücksicht auf die Natur und ihre Lebewesen zu nehmen, sondern auch auf die anderen Weitwanderer. Sie sind genau wie du fasziniert von der Natur und möchten sie auf ihrer Trekking-Tour hautnah erleben. Und auch du würdest dich über laute Geräusche wie Musik oder Vordrängen auf dem Weitwanderweg ärgern. Gehe daher genauso mit den anderen Weitwanderern um, wie auch du am liebsten deine Trekkingtour genießt und das ist gleichermaßen rücksichtsvoll für die Natur und die anderen.
Nachhaltigkeit und Leave no Trace
Für viele hört das Prinzip des Leave no Trace noch nicht bei diesen sieben Regeln auf. Denn es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, das Weitwandern nachhaltiger zu gestalten. An sich handelt es sich beim Wandern bzw. Weitwandern bereits um eine sehr nachhaltige Sportart, da wir bei richtigem Verhalten wenig Einfluss auf die Natur haben.
Um noch nachhaltiger unterwegs zu sein, kannst du zum Beispiel auch mal in unserer Trail-Suche nach Trails in deiner Umgebung suchen. Dadurch sparst du dir die lange Anreise, Kosten und bist insgesamt naturschonender.
Auch deine Kleidung und Ausrüstung kannst du nachhaltig gestalten. Mittlerweile setzen viele Outdoor-Unternehmen auf Nachhaltigkeit und recycelbare Materialien. Aber im Grunde ist es eigentlich wie in vielen Fällen und weniger ist mehr. Kaufe nur das, was du wirklich benötigst und setze lieber auf qualitativ hochwertige Artikel, als dass du dir alle zwei Jahre etwas Neues nachkaufen musst.
Müll ist nicht gleich Müll
Müll ist nicht gleich Müll. Es ist unglaublich wichtig den Müll zu trennen, da manche Stoffe länger für die Verrottung brauchen als andere und manche Stoffe verrotten gar nicht. Man spricht auch nicht immer von Verrottung, das können nur biologische Abfälle durch Bakterien und Mikroorganismen. Glas und Metall zerfallen beispielsweise durch die Witterung und aus Plastik entsteht Mikroplastik, das heißt, es zerfällt nie komplett.
Zusätzlich haben die Umgebung und die Außentemperatur einen Einfluss auf die Verrottungsdauer. So verrotten tropische Früchte wie Bananenschalen nicht so gut im europäischen Klima, was wiederum erheblich schneller in den Tropen geht. Auch generell ist die Annahme nicht ganz richtig, dass Lebensmittel problemlos weggeworfen werden können, da sie früher oder später verrotten. Je kälter die Temperatur, desto langsamer verrotten Lebensmittel. Außerdem sind importierte Lebensmittel wie Obst und Gemüse oft voll mit Pestiziden, die der Natur schaden.
Auch Papier, das aus Holz besteht und somit eigentlich ein Naturprodukt ist, kann nicht so einfach weggeworfen werden. Die meisten Produkte sind nicht mehr so natürlich wie angenommen, da sie für mehr Haltbarkeit und Stabilität weiterverarbeitet werden und Farbstoffe enthalten können. All das erschwert den Zersetzungsprozess erheblich.
Hier sind noch einige Angaben zu der Verrottungs- bzw. Zersetzungsdauer von verschiedenen Abfällen gelistet, damit du dir besser vorstellen kannst, wie lange es eigentlich dauert bis dein weggeworfener Apfel oder dein Taschentuch verrottet:
- Apfelgehäuse: 2 Wochen
- Bananenschale: 6 Wochen – 2 Jahre
- Orangenschalen: 2 bis 3 Jahre
- Papiertaschentuch: 3 Monate – 1 Jahr
- Zeitung: 1 – 3 Jahre
- Zigarette: 1 – 5 Jahre
- Kaugummi: 5 Jahre
- Aludose: 100 – 500 Jahre
- Plastikfolie: 30 – 40 Jahre
- Feuerzeug: 100 Jahre
- Plastikflasche: 100 – 1.000 Jahre
- Glasflasche: 4.000 – 50.000 Jahre
Dir ist hoffentlich mittlerweile klar geworden, wie wichtig es ist, beim Weitwandern auf die Natur zu achten und sie zu schützen, damit sie uns noch lange erhalten bleibt. Das Prinzip des Leave no Trace ist unserer Ansicht nach eines der wichtigsten, um verantwortungsbewusst die Natur genießen zu können und sie gerade bei einem so naturnahen Erlebnis, wie dem Weitwandern, besser schätzen zu wissen. Wenn wir uns alle bei unseren Trekkingtouren an die 7 goldenen Regeln halten, dann ist schon viel getan!