Alpenüberquerungen: Alles, was du wissen musst + unsere Top 3

by Vera
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Zu Fuß über die Alpen ist in vieler Hinsicht ein wahr gewordener Trekking-Traum, denn du durchquerst nicht nur das größte Gebirge Europas, auch abwechslungsreiche Landschaften und Länder sind Kern einer Alpenüberquerung. Alles was du darüber wissen musst, erfährst du in diesem Beitrag und wir stellen dir unsere Top 3 der Alpenüberquerungen vor!

Die Alpen und ihre erste Überquerung

Wie unschwer zu erkennen ist, führt eine Alpenüberquerung durch die Alpen. Was diese Gebirgskette auszeichnet und wann sie zum ersten Mal überquert wurde, haben wir hier kurz zusammengefasst. Vor circa 135 Millionen Jahren entstand sie durch das Aufschieben der afrikanischen und europäischen Erdplatten und gehört daher zu den sogenannten Faltengebirgen. Dieser Prozess ist jedoch noch nicht beendet und die Platten verschieben sich noch immer – wenn auch sehr langsam.

Die Alpen sind das höchste und flächenmäßig größte Gebirge Europas und erstrecken sich über mehr als 200.000 km² vom Ligurischen Meer bis zum Pannonischen Becken. Das dort entstandene Ökosystem liegt durch dessen Größe nicht nur in verschiedenen Ländern (Deutschland, Schweiz, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich und Slowenien), sondern auch in unterschiedlichen Klimazonen. Die Alpen trennen das mitteleuropäische Klima vom mediterranen Süden, da die kalte Luft aus dem Norden bzw. die warme Luft aus dem Süden durch die Bergkette gestoppt wird. Dadurch konnte sich eine einzigartige Arten- und Pflanzenvielfalt entwickeln und es gibt mittlerweile mehr als 30.000 Tier- und 13.000 Pflanzenarten.

Zu einer ersten Überquerung der Alpen kam es bereits 218 v. Chr. durch den karthagischen Heerführer Hannibal. Für einen strategischen Vorteil beim römischen Angriff auf Spanien und Nordafrika überquerte er samt seines Heers, Pferden und knapp 40 Elefanten die Alpen bis nach Italien. Bis heute gilt diese Überquerung in der Wissenschaft als logistische und taktische Meisterleistung.

Mittlerweile zählt eine Alpenüberquerung zu den beliebtesten Trekkingtouren Europas und wird als Königin der Weitwanderwege bezeichnet.

Foto von Adrian Infernus auf Unsplash

Dauer einer Alpenüberquerung

Die Frage nach der Dauer einer Alpenüberquerung ist nicht ganz einfach zu beantworten, da es viele verschiedene Weitwanderwege mit unterschiedlichen Längen gibt. Das kann natürlich auch ein Vorteil sein, da du deine Trekkingtour durch die Alpen nach deinen Bedürfnissen, Fitness und verfügbarer Zeit auswählen kannst. Insgesamt solltest du dennoch mit mindestens einer Woche rechnen, denn selbst die kürzesten Trails, wie der E5 von Oberstdorf nach Meran, dauern zwischen sechs und acht Tagen.

Länger kann es immer werden und einige Trails wie die rote Via Alpina von Triest nach Monaco dauern mit 2.500 km schon einmal ein knappes halbes Jahr.

Es bleibt dir also überlassen, wie viele Tage du in den Alpen verbringen möchtest!

Bester Zeitpunkt für eine Alpenüberquerung

Auch wenn die Auswahl des besten Weitwanderwegs für deine Alpenüberquerung eine wahre Qual der Wahl ist, nehmen wir dir zumindest die Wahl des Zeitpunkts ab, denn dieser ist relativ einfach zu bestimmen. Dieser hängt vor allem von den Öffnungszeiten der Hütten ab, welche meist erst im Sommer ab Mitte Juni öffnen und zum Winterbeginn Anfang/Mitte Oktober wieder schließen.

Zusätzlich sollte man die Wetterverhältnisse beachten, denn auch wenn die Hütten bereits im Juni offen sind, liegt zu diesem Zeitpunkt oftmals noch Schnee – nicht die besten Bedingungen für deine Trekkingtour. Wer kälteempfindlich ist, sollte auch nicht zu spät losgehen, denn Ende September bzw. Anfang Oktober kann man zwar auch schöne Tage in den Bergen erleben, die Temperatur liegt jedoch vor allem morgens deutlich tiefer. Und auch der unerwartete Wintereinbruch kann zum Verhängnis werden.

Daher ist Mitte Juli bis Mitte September in unseren Augen der beste Zeitraum für deine Alpenüberquerung, da der Schnee sehr wahrscheinlich geschmolzen ist und auch die Temperaturen angenehm warm sind.

Dein Starttag hängt dann davon ab, ob du eine geführte Weitwanderung machst oder auf eigene Faust losziehen willst. Die Vor- und Nachteile zeigen wir dir im nächsten Punkt.

Vorab, falls du dich für eine geführte Trekkingtour entscheidest, wird die Wahl des Starttages üblicherweise vom Anbieter abgenommen. Falls du alleine wanderst, kommt die Wahl des Starttages vor allem auf die Beliebtheit des Trails, sowie die Starttage der geführten Touren an. Wenn es dir möglich ist, starte nicht an demselben Tag, da du sonst mit vollen Weitwanderwegen und überfüllten, wenn nicht sogar ausgebuchten Hütten rechnen musst.

Für den beliebten E5 von Oberstdorf nach Meran wäre daher beispielsweise ein Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag der perfekte Starttag, da viele Reiseanbieter am Wochenende losgehen.

Allein oder geführt?

Diese Wahl hängt hauptsächlich von deiner Erfahrung beim Weitwandern, aber natürlich auch von deinem verfügbaren Budget ab. Solltest du noch nie auf einer Weitwanderung, geschweige denn in den Alpen gewesen sein, dann empfehlen wir dir definitiv eine geführte Tour. Kennst du dich schon ein bisschen aus oder bist vielleicht schon ein*e erfahrene*r Weitwander*in, dann kommt es auf folgende Punkte an:

Als Erstes sind natürlich die Kosten ein wichtiger Faktor für deine Entscheidung, denn üblicherweise sind geführte Touren teurer, als wenn du es alleine versuchst. Der Preis ist jedoch auch nicht unbegründet höher, du bezahlst schließlich auch eine*n erfahrene*n Bergführer*in, der/die sich in den Alpen auskennt, dich an der Hand nimmt und bei potenziellen Gefahren beiseite steht. Außerdem wird deine gesamte Planung, sowie die Buchung der Übernachtungen übernommen, und du musst dich um nichts kümmern. Wer darauf keine Lust oder einfach keine Zeit hat, für den spricht dann auch die geführte Alpenüberquerung.

Doch was sind die Vorteile, wenn man allein wandern geht? Ein großer Pluspunkt ist die Flexibilität, da du in deinem Tempo wandern kannst und so viele Pausen machen kannst, wie du willst. Du kannst außerdem übernachten, wo du willst und mit bekannten Leuten oder auch ganz allein wandern und bist nicht mit Fremden unterwegs.

Eine Alpenüberquerung ganz allein empfehlen wir jedoch wirklich nur erfahrenen Weitwanderer*innen.

Übernachtungsmöglichkeiten

Wie bereits erwähnt, hast du bei einer Alpenüberquerung die Möglichkeit, in Berghütten zu übernachten. Das ist auch fast die einzige legale Übernachtungsmöglichkeit, denn wild campen im Zelt ist in allen Ländern der Alpen komplett oder größtenteils verboten. Ob du erwischt wirst, ist natürlich die andere Frage und dein eigenes Risiko. Falls du dich doch für eine Übernachtung im Zelt entscheidest, kannst du hier die genauen Regeln je Land, sowie das richtige Verhalten beim Wildcampen nachlesen.

Die Hüttenvariante ist nicht nur legal, sondern auch deutlich komfortabler. Du kannst in der Regel zwischen Lagern und eigenen Zimmern wählen. Jedoch musst du je nach Beliebtheit des Trails deinen Schlafplatz frühzeitig buchen bzw. reservieren. Das kann natürlich auch Nachteile haben, denn falls du lange unterwegs bist, kann es immer einmal passieren, dass du dein Kilometerziel des Tages nicht erreichst und somit auch nicht die Hütte. Bei beliebten Wegen kommst du trotzdem nicht drum herum, bei weniger bekannten Trails reicht es eventuell auch erst ein paar Tage zuvor zu reservieren.

Das gleiche gilt für Hotels und Pensionen, wobei diese preislich deutlich höher liegen.

Foto von Febe Vanermen auf Unsplash

Kosten einer Alpenüberquerung

Der Kostenpunkt hängt, wie bereits genannt, stark davon ab, ob du eine geführte Trekkingtour buchst oder alles selbst organisierst. Außerdem ist er abhängig von der Länge und Beliebtheit des Trails, sowie deinem gewünschten Komfort.

Die verschiedenen Ausgaben ergeben sich durch:

  • Transportkosten der An- und Abreise
  • Lebensmittel
  • Unterkünfte
  • Ausrüstung und Equipment (falls noch nicht vorhanden)
  • Gepäcktransport (optional)

Viele dieser Punkte sind auch wieder von verschiedenen Faktoren abhängig, da man beispielsweise deutlich weniger Geld ausgibt, wenn man als Selbstversorger*in unterwegs ist, als wenn man beim Essen auf die Hütten angewiesen ist. Außerdem kostet ein Lagerschlafplatz in einer Berghütte auch weniger als ein privates Zimmer in einem Hotel. Zusätzlich Geld sparen kannst du als Mitglied des Alpenvereins, denn in diesem Fall bekommt ihr Rabatt in den Hütten.

Es kommt also sehr stark auf deinen eigenen Standard an und die Kosten können wir so leider nicht allgemein bestimmen.

Vorbereitung für eine Alpenüberquerung

Eine Alpenüberquerung sollte in jedem Fall nicht unterschätzt werden, denn die körperliche und vielleicht auch mentale Anstrengung ist vor allem als Anfänger*in nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn du in deiner Freizeit oft wandern bzw. weitwandern gehst, müsstest du jedoch bestens ausgestattet sein, um eine Alpenüberquerung zu meistern.

Solltest du selten bis nie weitwandern gehen und auch sonst wenig Sport treiben, dann ist eine Alpenüberquerung zwar nicht unmöglich, du brauchst aber definitiv zwei bis drei Monate Vorbereitungszeit. Hierfür kannst du generell mit jeder Sportart, die dir gefällt und gleichzeitig dein Herz-Kreislaufsystem und deine Kondition fördert, anfangen. Dazu gehören Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen und natürlich Wandern.

Zusätzlich ist es sinnvoll, deine Muskulatur vor allem in den Beinen zu stärken, schließlich sind sie es, die dich und deinen Rucksack über die Alpen tragen. Dafür eignen sich auch die bereits genannten Sportarten, du kannst natürlich auch ergänzend verschiedene Übungen mit oder ohne Gewicht machen.

Hast du deine Kondition und Muskulatur gestärkt, ist es Zeit in die Berge zu fahren und dort wandern zu gehen, falls du das nicht schon von Beginn an gemacht hast. Dadurch gewöhnst du dich an die Beschaffenheit der Wege und an das Gewicht des Rucksacks. Zu Beginn reichen einfache Tageswanderungen, die du langsam in der Kilometerlänge, den Höhenmetern und dem Gewicht des Rucksacks steigern solltest. Tagestouren bieten dir auch eine optimale Möglichkeit, dein Equipment zu testen.

Das i-Tüpfelchen einer perfekten Vorbereitung ist eine ausgewogene Ernährung, wobei du mit zusätzlicher Proteinzufuhr deinen Muskelaufbau unterstützen kannst. Außerdem ist es immer sinnvoll auf Rauchen oder Alkohol, zumindest in der Vorbereitung und während der Alpenüberquerung, zu verzichten.

Was musst du sonst noch beachten?

Damit deine erste Alpenüberquerung erfolgreich wird, empfehlen wir dir auf jeden Fall Wanderstöcke mitzunehmen. Sie entlasten nicht nur deine Knie, sondern helfen dir auch das Gleichgewicht zu halten und so sicher über die Alpen zu kommen. Zum Thema Sicherheit ist es außerdem wichtig keine unnötigen Risiken einzugehen, vor allem nicht, wenn man alleine oder ohne Bergführer*in unterwegs ist.

Du solltest eine Alpenüberquerung auch definitiv nochmal überdenken, wenn du nicht trittsicher oder schwindelfrei bist, denn einige Abschnitte sind von steilen Abhängen geprägt.

Und zu guter Letzt ist es immer von Vorteil ein wenig Bargeld dabei zu haben, denn auf den Hütten kann man oftmals nicht mit Karte bezahlen.

Unsere Top 3

Zum Abschluss dieses Beitrags haben wir noch unsere drei Favoriten der Alpenüberquerungen rausgesucht und wollen sie dir vorstellen. Die ersten beiden gehören zu den beliebtesten Weitwanderwegen über die Alpen und das nicht ohne Grund. Unsere dritte Wahl ist ein wenig unbekannter, aber nicht weniger schön!

Traumpfad: München – Venedig

Die Alpenüberquerung von München nach Venedig, auch Traumpfad genannt, ist ein wahrer Klassiker und führt über 550 km durch die abwechslungsreichsten Regionen der Alpen. Beginnend in den bayerischen Voralpen durchquerst du in 29 Etappen die österreichischen Alpen, die italienischen Dolomiten und schließlich das Flachland von Belluno nach Venedig.

Auch der Weitwanderweg selbst ist sehr abwechslungsreich, da du zwischen engen und aussichtsreichen Pfaden sowie einigen Klettersteigen hin und her wanderst. Aufgrund der Beliebtheit solltest du rechtzeitig buchen und dich auf andere Weitwander*innen einstellen.

Foto von Ivars Utināns auf Unsplash

E5 von Oberstdorf nach Meran

Ein weiterer Klassiker ist das Teilstück des E5 von Oberstdorf nach Meran. Diese Alpenüberquerung ist deutlich kürzer und kann mit nur 100 km bis 180 km – je nach Route – innerhalb einer Woche gegangen werden. Dafür ist die Natur nicht weniger abwechslungsreich und du kannst dich auf grüne Almwiesen, dichte Wälder und eisige Gletscher freuen.

Auch hier solltest du aufgrund der Beliebtheit rechtzeitig buchen und falls du nicht mit einer geführten Trekkingtour unterwegs bist, unter der Woche und außerhalb der Ferien starten. Besonders für Weitwander*innen, die noch nicht ganz so erfahren sind oder nur wenig Zeit haben, ist diese Alpenüberquerung perfekt geeignet.

Foto von Rouven Schönwandt auf Flickr

Alpenüberquerung Salzburg – Triest

Diese Weitwanderung ist eine eher unbekannte Überquerung der Alpen und wird häufig durch die beiden genannten Klassiker überschattet. Hier wandert man über fast 500 km in 28 Etappen durch die verschiedenen Nationalparks Berchtesgaden, Hohe Tauern und Triglav bis zur italienischen Küstenstadt Triest. Dabei werden die Ostalpen und damit sieben Gebirgsgruppen durchquert und man wird mit einzigartiger Natur belohnt.

Foto von Ales Krivec auf Unsplash

Eine Alpenüberquerung ist auf jeden Fall ein Muss für jede*n Weitwander*in und wir hoffen, dir mit diesem Beitrag eine kleine Hilfestellung bei der Auswahl und Planung gegeben zu haben.

Lass uns gerne einen Kommentar da, ob du einen zweiten Teil mit einem Step-by-Step-Guide für eine bestimmte Alpenüberquerung lesen möchtest!

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