Trekking in Nordeuropa und Skandinavien im Sommer

by Vera
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Der Sommer rückt immer näher und das kann nur eines bedeuten: Die Trekking-Saison in Nordeuropa und Skandinavien wird eröffnet! In den Sommermonaten lässt sich die letzte unberührte Natur Europas am besten erkunden und lädt zu unzähligen einzigartigen Weitwanderungen ein. Doch was gibt es zu beachten in diesen Ländern und was unterscheidet sie von anderen Trekkingzielen? In diesem Beitrag geben wir dir einen Überblick über alles, was du über Sommer-Trekking in Nordeuropa wissen musst.

Allgemeine Informationen zu den Ländern Nordeuropas und Skandinaviens

Welche Länder man mit Nordeuropa und Skandinavien genau meint, ist gar nicht so einfach. Denn viele Begriffe werden oftmals synonym verwendet, obwohl sie eigentlich nicht genau die gleichen Länder und Regionen bezeichnen.

Als Nordische Länder werden beispielsweise die Staaten Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden sowie die autonomen Gebiete Färöer-Inseln, Grönland und Åland bezeichnet. Skandinavien hingegen umfasst geografisch gesehen Norwegen, Schweden und den Nordwesten Finnlands. Betrachtet man Skandinavien jedoch kulturell, fallen Dänemark, Norwegen und Schweden unter den Begriff.

Nordische Länder; Shutterstock-ID: 2170005057

Folgt man der UN-Einteilung Nordeuropas werden Åland, Dänemark, Estland, die Färöer, Finnland, Island, Irland und Man, die Kanalinseln mit Guernsey, Jersey und Sark, Lettland, Litauen, Norwegen, Schweden, Spitzbergen mit Jan Mayen sowie das Vereinigte Königreich (Großbritannien) dazu gezählt.

In unserem Beitrag konzentrieren wir uns aufgrund des Fokus auf Weitwanderungen auf die folgenden Länder: Norwegen, Schweden, Finnland, Island und Schottland.

Was sie fast alle gemeinsam haben, ist eine geringe Bevölkerungsdichte – die perfekten Voraussetzungen für eine ungestörte Trekkingtour in der unberührten Natur. Tagelang unterwegs zu sein ohne auf ein Haus oder andere Menschen (mit Ausnahme von anderen Weitwander*innen je nach Beliebtheit des Trails) zu treffen, ist daher nicht ungewöhnlich.

Landschaftliche Highlights

Eine Weitwanderung im Norden Europas ist in vielerlei Hinsicht ein Highlight. Besonders die vielfältige unberührte Landschaft und die wilde Natur sind atemberaubend. Sie ist geprägt von Fjordlandschaften, dichten Kiefer- oder Birkenwäldern, langen Sandstränden, Seenlandschaften und verschiedenen Moose und Gräser. Außerdem durchziehen verschiedene Nationalparks die Landschaft.

Wetter, Klima und beste Reisezeit für Nordeuropa

Der Sommer ist vor allem wegen des dann herrschenden Wetters bestens für eine Weitwanderung geeignet. Die Temperaturen sind natürlich nicht mit den südeuropäischen vergleichbar, aber vielleicht gerade deswegen perfektes Trekking-Wetter. In Nordeuropa wird es normalerweise nie sonderlich heiß, und die Temperaturen sind stark von der Nähe zum Polarkreis abhängig. Daher hier ein kleiner Überblick:

Island:

Im Sommer liegen die Temperaturen im Durchschnitt zwischen 12°C und 15°C, wobei es im Landesinneren auch deutlich kühler sein kann und in manchen Regionen auch deutlich heißer mit Temperaturen über 20°C. Auch mit Regen muss man rechnen, wobei in den frühen Sommermonaten am wenigsten zu erwarten ist und dieser auch je Region unterschiedlich ist.

Schottland:

In Schottland liegt die Durchschnittstemperatur im Sommer bei 17°C und es ist somit nicht sehr warm. Für eine Weitwanderung ist das jedoch bestens geeignet. Generell ändert sich das Wetter in Schottland ständig und man braucht definitiv Kleidung, die man schnell wechseln kann. Wie auch in Island unterscheidet sich das Klima je nach Region. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass es im Westen häufiger zu Niederschlägen kommt und der Osten im Gegenzug sonniger ist. Zudem sind die Sommermonate von Mai bis August die regenärmsten Monate des Jahres.

Foto von Karl Hedin auf Unsplash

Schweden, Norwegen und Finnland:

Der wärmste Monat Schwedens ist der Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 16°C bis 18°C im Süden und 12°C bis 14°C im Norden. Im Süden kann es auch sehr heiß werden und teilweise werden 30°C erreicht. Zu Regen kann es hier das ganze Jahr über kommen, daher ist es von Vorteil, auf deiner Wanderung wasserdichte Kleidung zu tragen und auch den Rucksack vor Regen zu schützen. In Finnland und Norwegen sind die Temperaturen aufgrund der gleichen Lage sehr ähnlich, so liegen die durchschnittlichen Temperaturen bei 12°C bis 15°C im Norden und 14°C bis 17°C im Süden.

Aufgrund dieser klimatischen Bedingungen ist die beste Trekkingzeit in diesen Ländern in Teilen Mai, Juni bis August und in Teilen September.

Helle Sommer und Mittsommernacht

Eine Besonderheit der nordeuropäischen Länder sind die langen, hellen Sommer. Je näher man dem Polarkreis kommt, desto länger werden die Tage und in manchen Gebieten geht die Sonne in den Sommermonaten gar nicht unter, wodurch es auch in der Nacht taghell ist. Auch wenn es beispielsweise in Island nur 21 Stunden Tageslicht gibt, geht die Sonne trotzdem nie richtig unter und es kommt zum Sonnenaufgang, bevor die Sonne überhaupt hinter dem Horizont verschwindet. Vollständige Dunkelheit gibt es hier und auch in den anderen Ländern bzw. ihren nördlichen Gebieten im Sommer nicht. In der sogenannten Mittsommernacht erreicht die Sonne den nördlichsten Punkt der Umlaufbahn und wird in vielen nördlichen Ländern auf besondere Art im Juni gefeiert.

Die hohe Anzahl an Sonnenstunden hat vor allem für Weitwander*innen den Vorteil, dass sie sich länger Zeit lassen können, die täglichen Kilometer zu bewältigen und keine Angst haben müssen, noch in der Dunkelheit Strecke machen zu müssen. Ein Nachteil bedeutet es jedoch für das Schlafen im Zelt, da man möglicherweise Schwierigkeiten hat, einzuschlafen. Empfohlen wird daher entweder ein lichtundurchlässiges Zelt oder eine Schlafbrille – im besten Fall beides.

Übernachtungsmöglichkeiten und Regeln auf den Trails

Auf den Trails gibt es verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Vor allem das sogenannte Jedermannsrecht ist eine Besonderheit in Skandinavien und in Teilen Islands und Schottlands.

Hüttenübernachtungen

Norwegen:

In Norwegen ist der Wanderverband DNT für 550 Hütten verantwortlich, wovon einige bewirtschaftet sind. Eine weitere Hüttenorganisation ist Statskog. Die Qualität der Hütten ist sehr unterschiedlich, da einige als Selbstversorgerhütten nur über wenige Betten verfügen und andere viele Betten haben und bewirtschaftet sind. Die bewirtschafteten Hütten und Berghotels mit verschiedenen Services sind meistens nur auf beliebten Trails verfügbar.

Selbstversorgerhütten sind in der Regel mit Küche und Heizmöglichkeiten ausgestattet – die Lebensmittel und Schlafsack sollten mitgebracht werden.

Alle Hütten sind in der Regel nur in der Hochsaison geöffnet und wir raten dir lieber nochmal die Öffnungszeiten der Hütten auf deinem Trail zu prüfen, bevor du losgehst.

Wichtig: Viele Hütten brauchen einen Schlüssel, den du vorab in bewirtschafteten Hütten oder in einem Büro der DNT abholen kannst. Außerdem solltest du immer Bargeld dabei haben, da du auf vielen Hütten nicht mit Karte bezahlen kannst.

Schweden:

Die schwedischen Hütten werden vom STF (Svenska Turistföreningen) und im Padjelanta von der Länsstyrelsens Fjällförvaltning unterhalten. Dennoch sind die meisten Hütten Fjällhütten, die nicht bewirtschaftet und somit Selbstversorgerhütten sind. Wie in vielen Ländern gibt es einen Hüttenwart in den Sommermonaten, der diese betreut und die Bezahlung entgegennimmt.

Finnland:

Während die Hütten in Schweden und Norwegen von verschiedenen Organisationen betreut werden, gehören die Hütten Finnlands dem Staat und stehen jedem zur Verfügung. Sie sind daher Selbstversorgerhütten, die oftmals urig aussehen und nur mit einem Ofen und Holzpritschen ausgestattet sind. Dafür ist die Benutzung aber auch kostenlos.

Gerade in der Hauptsaison, also den Sommermonaten, kannst du daher nicht auf eine Hütte als Schlafplatz hoffen, da sie oftmals schon voll sind.

Ab und an gibt es auch Hütten mit mehr Komfort, sogenannte varaustupa, und Waldarbeiterhütten (kämppä), die von Weitwander*innen benutzt werden dürfen.

Island:

Der isländische Reiseverband Ferðafélag Íslands ist für 40 Hütten auf ganz Island verantwortlich. Sie liegen auf den beliebtesten Trails, wie der Laugavegur Trail, und sind daher schnell ausgebucht. Der Komfort der Hütten ist relativ unterschiedlich, da einige fließendes Wasser und Toiletten zur Verfügung haben, andere jedoch nicht. Für eine Übernachtung in einer dieser Hütten wird in jedem Fall ein Schlafsack benötigt. Außerdem sind alle Hütten Selbstversorgerhütten.

Foto von Krisztián Korhetz auf Unsplash

Schottland:

Die Hütten in Schottland werden Bothies genannt und es handelt sich um ehemalige Jäger-, Forst- und Landarbeiterhütten. Ihre Nutzung ist in vielen Fällen kostenlos und es handelt sich auch hier um Selbstversorgerhütten ohne fließendes Wasser oder Strom. Dennoch kümmert sich die Mountain Bothies Asscociation (MBA) um die Hütten und haben auf ihrer Webseite eine Karte mit allen verfügbaren Bothies gelistet.

Verhaltensregeln in den Hütten

In den meisten Hütten, vor allem den Selbstversorgerhütten, gibt es bestimmte Verhaltensregeln. Diese sind in Schweden und Norwegen sehr ähnlich und beinhalten im Grunde einfache Sauberkeitsregeln, um die Hütte für die nächste Übernachtung vorzubereiten. Vor dem Aufbruch sollte man den Boden wischen, Geschirr spülen, lüften und frisches Wasser und Holz zum Feuern holen. Zusätzlich sollte der Abfall weggebracht werden. Für das Wasser gilt folgendes: Das Wasser oberhalb der Hütte ist Trinkwasser und das Wasser unterhalb kann für alles andere wie Spülen oder Waschen benutzt werden.

In Finnland gelten diese Regeln im Grunde auch, werden aber nicht ganz so streng genommen.

Auch die Hütten in Island haben eigene Verhaltensregeln, die du hier nachlesen kannst. Neben ähnlichen grundsätzlichen Sauberkeitsregeln sollten die Schuhe vor dem Betreten ausgezogen werden, Nachtruhe ist von Mitternacht bis 7 Uhr morgens und das Rauchen in der Hütte ist strengstens verboten.

Wildcampen und das Jedermannsrecht

Wer keine Lust auf eine Hüttenübernachtung hat, kann in diesen Ländern auch einfach im Zelt wildcampen. Denn eine weitere Besonderheit ist das sogenannte Jedermannsrecht, das in Schweden und Norwegen sogar im Gesetz verankert ist. Es ist das Recht auf den Zugang zur freien Natur und gilt für jede Person unabhängig von Status oder Geld. Neben Wildcampen darf man beispielsweise teilweise auch wilde Beeren oder Pilze für den eigenen Bedarf sammeln oder Feuer an Orten ohne Brandgefahr und ohne die Zerstörung der Natur entzünden. Bei Feuer ist jedoch Vorsicht geboten und sollte eigentlich im besten Fall vermieden werden.

In allen Ländern dieses Beitrags ist das Jedermannsrecht weitgehend erlaubt und unterliegt je Land spezifischen Regeln, die ihr in unserem Blogbeitrag nachlesen könnt.

Foto von Noah Holm auf Unsplash

Leave no Trace – Prinzip

Das Jedermannsrecht unterliegt jedoch auch einigen Pflichten, damit die Natur keinen Schaden nimmt und jede*r aufs Neue die Natur auf dieselbe Weise genießen kann. Ein sehr wichtiges Prinzip in diesem Zusammenhang ist das Leave no Trace – Prinzip. Es bedeutet, dass man die Natur so verlassen soll, wie man sie aufgefunden hat und man im besten Fall gar nicht merken kann, dass jemand vor Ort war. Hinterlasse keinen Müll, Chemikalien von Seifen oder Ähnlichem und Fäkalien und hinterlasse den Ort so wie du ihn vorfinden willst.

Die 7 goldenen Regeln des Leave no Trace und weitere wichtige Informationen dazu kannst du hier nachlesen.

Beschaffenheit der Trails und weitere Punkte

Was sind Sommerbrücken?

Was man in Skandinavien immer wieder findet, sind sogenannten Sommerbrücken. Diese werden nur in den Sommermonaten über größere Flüsse aufgebaut, um deren Überquerung zu erleichtern. Teilweise sind die Wege ohne Sommerbrücken (insb. bei der Schneeschmelze) nur schwer oder nicht begehbar.

Vor allem bei Flüssen mit starker Strömung ist es sehr hilfreich, über eine solche Hängebrückenkonstruktion zu gehen anstatt von Stein zu Stein zu balancieren. Meistens sind sie in den Monaten von Juli bis September aufgebaut, wobei der genaue Zeitpunkt des Aufbaus sehr wetterabhängig ist.

Am besten informiert ihr euch vorab, ob die Brücken auf eurem Trail bereits aufgebaut sind.

Mücken in Nordeuropa

Die nordeuropäischen Länder und Länder Skandinaviens sind absolute Trekkingländer und von traumhafter wilder Natur geprägt. Dennoch gibt es in bestimmten Gebieten auch nervige Mückenbevölkerungen, die einem das Abenteuer einer Weitwanderung zur Qual machen können. Dabei gilt grundsätzlich, je nördlicher man geht, desto höher ist die Chance auf Mückenschwärme zu treffen.

Üblicherweise halten sie sich an windstillen Orten oder Orten in der Nähe von Gewässern oder Sümpfen auf. In Island gibt es sogar einen See, der nach den nervigen Zuck- und Kriebelmücken und ihrem hohen Aufkommen dort benannt ist: der Mývatn See. Oftmals hilft dort nur ein Fliegennetz über dem Kopf. Auch wenn es natürlich Mückensprays gibt, helfen diese bei den Kriebelmücken tatsächlich nicht wirklich.

Generell lohnt sich jedoch der Kauf eines einheimischen Mückensprays, da dadurch zumindest die anderen Mücken einigermaßen ferngehalten werden können. Wichtig ist es wirklich, das Spray erst vor Ort zu kaufen, da sie auf das dortige Mückenvorkommen spezialisiert sind.

Die in Schottland vorkommenden kleinen Midges sind genauso nervig, denn sie scheinen einen unersättlichen Durst zu haben. Ihr Biss überträgt zwar keine Krankheiten, nervig ist er trotzdem, da er einen starken Juckreiz auslösen kann. Gerade in den Sommermonaten von Ende Mai bis September ist ihr Vorkommen besonders hoch und sie starten ihren Ansturm in großen Schwärmen. Je nach Wetter sind sie nur nachmittags und abends, teilweise jedoch auch den ganzen Tag eine Plage. Auch hier lohnt sich ein Fliegennetz für das Zelt und ein einheimisches Mückenspray.

Orientierung auf den Trails

Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich die Orientierung auf den Trails. Je nach Beliebtheit und Bekanntheit sind sie besser oder schlechter ausgeschildert, verlasse dich also am besten nicht darauf. Es ist definitiv empfehlenswert, immer wieder den Standort mit einer Karte abzugleichen, damit man sich nicht verläuft.

Hierfür eignet sich eine Offline-Karten App oder direkt eine aus Papier, da man sich auch nicht auf den Handyempfang verlassen sollte und es einige Gebiete ohne jeglichen Empfang gibt.

Foto von Dan Gold auf Unsplash

Must-Haves für deine Weitwanderung

Damit du nichts Wichtiges vergisst, haben wir dir hier eine kleine Liste mit den spezifischen Must-Haves für Nordeuropa bzw. Skandinavien erstellt. Diese Dinge solltest du zusätzlich zu deinem normalen Gepäck mitnehmen.

  • Wasserfilter
  • Lichtundurchlässiges Zelt
  • Schlafbrille
  • Kompass / Offline-Karten App / Wanderkarte aus Papier
  • Regenschutz
  • Einheimisches Mückenspray oder Fliegennetz

Bist du bereit für ein neues Trekking-Abenteuer in Nordeuropa oder Skandinavien? Deinen nächsten Trail kannst du dir in unserer Datenbank aussuchen und wir wünschen dir viel Spaß und wenig Mücken auf deiner Trekkingtour!

© Titelbild: Colin Moldenhauer auf Unsplash

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