Er ist dir bei der Suche nach einer Isomatte für deine Trekkingtour vermutlich schon einmal untergekommen: der R-Wert. Aber was bedeutet er eigentlich? Und welcher R-Wert ist richtig für dich und deine Weitwanderung? Das und mehr wollen wir in diesem Artikel klären.
Inhaltsverzeichnis
Der R-Wert
Die Bedeutung des R-Werts von Isomatten
Eine Isomatte hat mehrere Funktionen: Sie soll beim Trekking nicht nur den Schlafkomfort erhöhen, sondern dich auch warm halten und vor Unterkühlung schützen, indem sie verhindert, dass der Boden deine Körperwärme absorbiert. Während die Bequemlichkeit einer Isomatte sehr subjektiv empfunden wird, lässt sich objektiv vergleichen, wie warm verschiedene Isomatten halten. Hier kommt der R-Wert ins Spiel.
Der R-Wert (R für engl. resistance = Widerstand) ist ein Maß für den Wärmedurchgangswiderstand eines Gegenstands (also der Isomatte). Das bedeutet (vereinfacht gesagt), dass der R-Wert angibt, wie viel Widerstand die Isomatte dem Durchgang deiner Körperwärme an den kalten Boden entgegensetzt. Mit anderen Worten, der R-Wert ist ein Maß für die Dämmleistung einer Isomatte.
Dabei gilt: Je höher der R-Wert, desto höher ist auch die Dämmleistung und desto weniger der Wärmeverlust an den Untergrund. Bei den meisten handelsüblichen Isomatten bewegt sich der R-Wert in einem Bereich zwischen 0.5 und 8.
Der ASTM F3340-18 Standard
Lange gab es keine einheitliche Methode zur Messung des R-Werts. Die Vorgehensweise bei der Messung der Dämmleistung einer Isomatte unterschied sich von Hersteller zu Hersteller. Aufgrund dieser unterschiedlichen Messmethoden war ein herstellerübergreifender Vergleich von Isomatten nur begrenzt möglich.
Um das zu ändern, begann 2016 eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Branchenführern, mit der Entwicklung eines Standards zur Messung des R-Werts von Isomatten, dem ASTM F3340-18 Standard (neueste Version ASTM F3340-22).
Bei der Messung des R-Werts nach ASTM F3340-18 wird die zu testende Isomatte unter konstantem Druck zwischen einer Heizplatte (35 °C, simuliert die Körperwärme der Person) und einer Kälteplatte (5° C, simuliert den Boden) eingeklemmt. Mithilfe elektronischer Sensoren wird über 4 Stunden hinweg gemessen, wie viel Energie benötigt wird, um die Temperatur der Heizplatte konstant zu halten. Aus diesem Energieaufwand wird dann der R-Wert berechnet. Je geringer der Energieaufwand, desto höher der R-Wert. Durch das standardisierte Verfahren sind die gemessenen Werte reproduzierbar und lassen so einen Vergleich zwischen Isomatten verschiedener Hersteller zu.
Der ASTM F3340 Standard wurde Ende 2018 veröffentlicht und kommt seit Anfang 2020 bei den meisten großen Herstellern zum Einsatz. Verpflichtend ist er aber nicht. Achte beim Kauf einer Isomatte für deine Fernwanderung also darauf, ob der R-Wert nach ASTM F3340-18 gemessen wurde.
Welchen R-Wert sollte die Isomatte für deine Weitwanderung haben?
Eine generelle R-Wert-Empfehlung für einen Einsatzbereich zu geben, ist schwierig. Die Empfehlungen von Herstellern von Isomatten unterscheiden sich teilweise stark voneinander. Dies mag einerseits den unterschiedlichen Messverfahren in der Vergangenheit geschuldet sein, hat aber noch weitere Gründe, auf die wir weiter unten genauer eingehen.
Besonders für Trekking-Neulinge kann eine Übersicht aber dennoch hilfreich sein. Hier deshalb ein grober Überblick über die R-Werte und ihren Einsatzbereich sowie grobe Temperaturempfehlungen.
Die Werte in der Tabelle sind eher niedrig angesetzt. Falls du dir nicht sicher bist, packe für deine nächste Weitwanderung lieber eine Isomatte mit einem höheren R-Wert ein. Da die Körperwärme beim Schlafen auch seitlich abgeleitet wird, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es dir bei einem höheren R-Wert gleich zu warm wird.
R-Wert | Einsatzbereich | grobe (!) Tiefsttemperatur der Luft |
---|---|---|
0,5 | Trekkingtouren im Hochsommer und in sehr warmen Klimazonen | bis +15 °C |
1 | Trekkingtouren im Sommer, je nach Klima und Witterung auch für warmen Frühlings- und Herbstnächte | bis +7 °C |
2 | Trekkingtouren von Frühling bis Herbst bei milder Witterung ohne Bodenfrost | bis +2 °C |
3 | Trekkingtouren im Frühling bis Herbst, evtl. auch in milden Wintern | bis -5 °C |
4 | 4 Jahreszeiten-tauglich, geeignet für Trekkingtouren im Winter | bis -11 °C |
5 | Trekkingtouren in kalten Wintern | bis -17 °C |
6 | Trekkingtouren in sehr kalten Wintern und Gebieten, z. B. hochalpine Fernwanderungen | bis -24 °C |
7 | Für Expeditionen in Gebiete mit extremer Kälte (z. B. Arktis) | bis -32 °C |
8 | für Expeditionen in Gebiete mit extremer Kälte (z. B. Arktis) | bis -38 °C |
9 | für Expeditionen in Gebiete mit extremer Kälte (z. B. Arktis) | bis -45 °C |
10 | für Expeditionen in Gebiete mit extremer Kälte (z. B. Arktis) | bis -50 °C |
Einflussfaktoren auf den benötigten R-Wert der Isomatte
Bodentemperatur und Wetter auf dem Trail
Mindestens genauso wichtig für den benötigten R-Wert wie die Lufttemperatur ist die Bodentemperatur, da deine Isomatte dich ja vor Wärmeverlust an den Boden schützen soll. Schau deshalb – wenn möglich – vor Antritt deiner Fernwanderung nach, wie kalt die Bodentemperaturen in deinem Trekkinggebiet sind.
Ein weiterer Einflussfaktor sind Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit, denn diese beeinflussen das Wärmeempfinden. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wind wird die gleiche Temperatur als kälter empfunden, da die Wärme schneller abtransportiert werden kann.
Art der Unterkunft/Schlafplatz beim Trekking
Welchen R-Wert du für deine Weitwanderung benötigst, ist zudem abhängig von der Art deines Schlafplatzes. Willst du direkt auf dem Boden schlafen oder ist noch eine weitere Lage zwischen Isomatte und Untergrund (etwa das Zelt)? Liegt auf dem Boden Laub, das zusätzlich isoliert oder liegst du auf Gestein oder gefrorenem Boden?
Schlaftyp/ Schlafgewohnheiten und Geschlecht
Auch dein Schlaftyp hat Einfluss auf den benötigten R-Wert. Besonders Frauen können die Körperwärme meistens weniger gut halten und benötigen zum Schlafen eine höhere Umgebungstemperatur. Für “Warmschläfer” wird deshalb empfohlen, einen etwas höheren R-Wert zu wählen (um ca. 0,5 – 1,0 höher). Außerdem kann die Schlafposition (wie viel Körperkontakt hast du mit der Matte?) einen Einfluss auf den benötigten R-Wert haben, wobei Seitenschläfer mehr Wärme verlieren als Rückenschläfer. Da Seiten- und Bauchschläfer zudem mehr Druck auf eine Stelle der Isomatte ausüben, kann eine sehr dünne Isomatte unbequem sein.
Schlafsack
Ein weiterer Faktor ist die Wahl des Schlafsacks für deine Trekkingtour. Bei der Wahl der Isomatte solltest du berücksichtigen, welches Temperatur-Rating dein Schlafsack hat. Manche Hersteller empfehlen sogar ausdrücklich einen R-Wert von ~4, damit der Schlafsack sein volles Wärmepotenzial entfalten kann. Es muss an dieser Stelle aber erwähnt werden, dass viele (nicht ganz günstige) High End Isomatten sich in diesem R-Wert Bereich bewegen. Achte trotzdem darauf, dass Schlafsack und Isomatte zusammen passen, um deren Eigenschaften optimal zu nutzen.
Bedingt: Komfort, Dicke und Gewicht
Man kann vom R-Wert zwar nicht generell auf die Dicke und den Komfort einer Isomatte schließen, dennoch sind Isomatten mit einem höheren R-Wert (ca. ab 3.5) oft dicker und bequemer als Isomatten mit niedrigen Werten. Umgekehrt kann man von der Dicke einer Isomatte aber nicht auf den R-Wert schließen. Dieser ist abhängig von vielen weiteren Faktoren, wie der Art der Füllung, Materialbeschaffenheit oder Oberflächenstruktur.
Da dickere Isomatten in der Regel aber auch schwerer sind, muss man – wie so oft beim Trekking – zwischen Komfort und zusätzlichem Gewicht im Rucksack abwägen.
Preis der Isomatte
Für Fernwanderungen mit Budget nicht ganz uninteressant ist der Preis. Isomatten mit hohem R-Wert sind in der Regel kostspieliger als solche mit niedrigem R-Wert. Wer nicht aufgrund niedriger Temperaturen auf dem Trail auf eine Isomatte mit hohem R-Wert angewiesen ist und bereit ist, auf Komfort zu verzichten, kann hier Geld sparen.
Addieren von R-Werten
Die R-Werte von Isomatten werden als additiv angesehen. Das heißt, man kann beim Weitwandern z. B. eine Isomatte mit einem R-Wert von 2 und eine mit einem R-Wert von 3 aufeinanderlegen, um einen R-Wert von ungefähr 5 zu erhalten. Das kann sinnvoll sein, wenn man z. B. eine aufblasbare Isomatte bei steinigem Terrain auf dem Trail vor Beschädigungen schützen will und deshalb eine flache Isomatte darunter legt.
Die Grenzen des R-Werts
Nur weil eine Isomatte einen hohen R-Wert aufweist, heißt das noch lange nicht, dass es sich um ein gutes Produkt handelt. Der R-Wert gibt nur Auskunft über die Dämmleistung. Ob die Isomatte bequem, robust oder langlebig ist, kannst du aus dem R-Wert nicht ableiten. Achte deshalb bei der Wahl deiner Isomatte nicht ausschließlich auf den R-Wert.
Fazit
Wir hoffen, wir konnten dir mit unserem Blogbeitrag zum R-Wert bei der Suche nach der passenden Isomatte für deine Trekkingtouren weiterhelfen. Wir testen im MyTrails-Blog regelmäßig Equipment. Schau doch einmal bei unserem Produkttest der ultraleichten Nordisk Isomatte vorbei!